Montag, 18. März 2013

Rezension: Der Übergang von Justin Cronin







Originaltitel: The Passage
Autor: Justin Cronin
Verlag: Goldmann
Übersetzer: Rainer Schmidt
Seitenzahl: 1040
Preis:  9,99 Euro
Genre: Science Fiction / Fantasy
ISBN-10: 3442469376
ISBN-13: 978-3442469376

Quelle







Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI -Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hat, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief – völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte. ( Verlag )

Zeit. Man muss sich einiges an Zeit nehmen. Denn dieser Berg von Papier ist erst der Anfang einer langen Reise. Eine Reise durch eine zerstörte Welt und durch eine erkrankte, gewaltätige Menscheit, die vergessen hat wer sie ist. Das Ziel ist die Erlösung. Das Leben. Der Weg dorthin erzählt uns Herr Cronin und lässt sich dabei Zeit. Viel Zeit. Und deswegen: Nehmt sie euch, wenn ihr der Geschichte lauschen wollt.

" Bevor sie Das Mädchen Von Nirgendwo wurde - das Mädchen, das plötzlich auftauchte, Die Erste Und Letzte Und Einzige, die tausend Jahre lebte -, war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte. " ( Seite 11 )

Das kleine Mädchen Amy soll die Welt retten. Die Ordnung herbeiführen indem sie das Resultat des außer Kontrolle geratenen Projekts NOAH, welches nach Unsterblichkeit strebt, vernichtet. Nur sie kann es, denn sie gehört genauso zum Ergebnis des Projekts dazu wie die Blutrünstigen Wesen, die entkommen sind und nun grausam über das Land ziehen. Doch Amy geht diese Straße nicht allein. Hoffnungsvolle und mutige Menschen sind an ihrer Seite. Ausgebrochen, aus ihrer sicheren Festung, der ersten Kolonie nach der Vernichtung der Menschheit.

Bedächtig und ausschweifend, dennoch flüssig und einfach zu lesen. Cronin erzählt fesselnd. Ausdrucksstark, aber auch zärtlich. Die Vorstellung von wichtigen Menschen nimmt viele Seiten in Anspruch. Man erfährt ihre Geschichten, wer sie waren und wie sie zu dem geworden sind was sie jetzt sind. Dabei begrenzt sich Cronin nicht nur auf seine Hauptfiguren. Auch die Nebenfiguren bekommen diesen Platz. Anfangs wundert man sich vielleicht darüber, weshalb so viele Seiten verschenkt werden. Doch dann wird klar, wie wichtig sie für die jeweiligen Handlungen sind. Nur durch das Verständnis für ihre Ansichten und Gedankengänge werden manche Szenen um einiges beeindruckender. Aber nicht nur Cronin offenbart die Geschichte, auch seinen Figuren übergibt er anhand von E-Mail und Brief Ausschnitten oder Tagebucheinträgen hin und wieder das Wort.

Ich würde das Buch in drei Teile spalten. Der Anfang liest sich wie ein rasanter Thriller. Die Geburt von Amy und dem Projekt NOAH. Man folgt ihren Entwicklungen und wie sie zueinander finden. Genau der Zeitpunkt an dem alles außer Kontrolle gerät und die Menschheit einem neuen Virus ausgesetzt wird, welches sie zum Aussterben drängt.

Dann folgt plötzlich ein gewaltiger Sprung. Ein Sprung in die Zukunft. 100 Jahre später. Man wird zu wildfremden Menschen katapultiert. Als beginne man ein neues Buch. Schwierig. Ruhe kehrt ein, denn das Kennenlernen steht wieder an. Abschätzen, in welcher Situation man sich nun befindet. Wie konnten diese Menschen 100 Jahre überleben? Mit welchem System haben sie das geschafft? Sehr viele Einblicke in das Leben der Kolonie und wie sie funktioniert. Leider wird nicht erwähnt was mit dem Land in den vielen Jahre zuvor geschehen ist oder ob die ganze Welt von dem Virus überrannt wurde.

Dann folgt der dritte, wichtige Abschnitt. Der Beginn der eigentlichen Reise. Ab hier steigt der Pulsschlag wieder an und man kann nicht schnell genug lesen um mehr zu erfahren. Besonders das Ende eines Kapitels hat dazu beigetragen. Weiter lesen, die Uhr zeigt 1 Uhr in der Früh? Egal. Immer wieder findet ein Wechsel der Blickwinkel statt. Peter, Alicia, Peters Bruder Theo, usw. Sie enden so spannend, dass man beinahe gezwungen wird, das Buch in den Händen zu behalten um der Geschichte weiter zu folgen. 

" Ein neues Gefühl durchströmte ihn, kalt und endgültig - wie ein Luftzug durch eine offene Tür im tiefsten Winter -, und wehte weiter hinaus in den stillen Raum zwischen den Sternen. ... Amy, dachte er, als die Sterne herabgregneten, überall und ringsumher, und er versuchte, sich ganz mit diesem einen Namen zu füllen, mit dem Namen seiner Tochter, der ihm hinaushalf aus seinem Leben. Amy, Amy, Amy" ( Seite 342 )

Die Figuren in diesem Buch sind neben der reißerischen Geschichte das Herzstück. Sie sind so lebendig beschrieben. So nah. Es ist fast unvorstellbar das sie wirklich nur in dieser Geschichte existieren. Selten lasse ich mich von Worten so blenden. Zum einen ist da ein kleines Mädchen die den Namen Amy trägt. Früh musste sie erwachsen werden. Doch sie ist schon vor dem Experiment anders. Besonders. Immer wieder, wenn Amy in einer Szene erscheint, strahlt sie etwas Geheimnisvolles aus. So gerne möchte man alles von ihr erfahren, bekommt aber nur kleine Fetzen. Ein leuchtender Punkt. Neben Amy gibt es auch Andere die strahlen . Carter, ein Verbrecher der als Versuchsperson im Experiment als geeignet angesehen wird. Er ist jedoch nicht das für was er gehalten wird. Wolgast, ein FBI-Agent. Entwickelt eine tiefe Zuneigung zu Amy und sieht in ihr seine verstorbene Tochter. Peter, ein Mann aus der ersten Kolonie. Er wirkt ruhelos und ist auf der Suche nach Erfüllung. Alicia, ebenfalls aus der ersten Kolonie. Sie ist hart im Nehmen und trägt ein Geheimnis mit sich herum. Hier wurden viele kleine Diamanten geschliffen, die die Geschichte funkeln lassen.

Oh mein Gott, es hat mich gepackt. Ich bin infiziert. Doch nicht wie bei den Virals, hallen durch meinem Kopf die Worte: Wie gehts weiter? Wie gehts weiter? Wie gehts weiter? Der Übergang ist ein Buch neben dem die Anderen plötzlich uninteressant und farblos wirken. Die Lust vergeht sich mit einer anderen Geschichte zu befassen. Man will noch nicht Abschied nehmen. Cronin serviert Science Fiction, mit vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, von Horror, Thriller, Endzeit bis Western. Es ist ein gigantischer Auftakt einer Trilogie und die Bezeichnung verdankt es nicht nur der Seitenzahl. Die Geschichte sowie die Figuren sind liebevoll und bis ins Detail ausgearbeitet, hinterlassen einen hohen Blutdruck vor Spannung und  Spuren im Herzen. Wer eine Geschichte lesen möchte, die alles erzählt und nicht die kleinen Ereignisse drumherum verschweigt, wird sich hier verlieben. So wie ich mich in sie verliebt habe.




2 Kommentare :

  1. Das Buch habe ich auch mal geschenkt bekommen, habe es aber noch nicht gelesen. Aber deine Rezi hört sich ja ziemlich gut an, also vielleicht sollte ich diesen Schinken endlich mal in die Hand nehmen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja doch. Mach das unbedingt. Ich finde die Geschichte ist so toll ausgearbeitet, bis ins kleine Detail, so genial und die Figuren... <- versucht-nicht-in-schwärmerei-auszubrechen
      Naja, am besten du liest es dir durch :)))

      Liebe Grüße,
      Inessa

      Löschen