Samstag, 26. Januar 2013

Rezension: Beutezeit von Jack Ketchum

Originaltitel: Off Season
Autor: Jack Ketchum
Verlag: Heyne
Übersetzer: Friedrich Mader
Seitenzahl: 288
Preis: 8,95
Genre: Horror
ISBN: 978-3-453-67507-0

Cover 










Carla, eine junge Lektorin, bezieht in Maine ein einsames Haus am Waldrand. Viele Momente um zu entspannen. Sie lädt ihren Freund Jim, ihren Ex Nick mit seiner Freundin Laura, sowie ihre Schwester Marjie mit ihrem Freund Dan zu sich ein. Ein paar schöne Tage stehen bevor.
Zur selben Zeit liegt eine Touristin auf der Intensivstation. Nachdem wilde, verwahrloste Kinder und Jugendliche sie angegriffen haben, sah sie als einzige Rettung den Sprung von einer Klippe ins Meer hinein. Der Polizist Peters kümmert sich um diese ungewöhnliche Geschichte und stellt dabei fest, dass in der Gegend häufig Urlauber spurlos verschwinden.
 Während der Polizist an dem Fall ermittelt, ist die nächste Beute schon gefunden. Eine grauenvolle Nacht bricht ein...

Jack Ketchum ist sehr bekannt im Horrorgenre. Das erste Buch welches ich von ihm gelesen habe, war "Evil". Von vielen Seiten bekam ich zu hören, dass es absolut schockierend ist. Nachdem ich die letzte Seite zu Ende las und das Buch zuklappte, konnte ich dem Gerede nur zustimmen. Ich war erschüttert. So erschüttert wie von keinem anderen Buch bisher. Jack Ketchum, was hast du hier an die Leute losgelassen? Mehr, ich will mehr davon!

Beutezeit, im originalen Off Season, zieht in mein Regal ein. Im Jahre 1980 wurde dieses Werk als sein Debütroman veröffentlicht. Jedoch ist es gekürzt und zensiert. Viel zu brutal für die Leser. Wo bleibt das Happy End?! Umschreiben bitte. Ketchum tat dies und warf das Original in den Müll. Leider, leider, leider. Viele Jahre später in einer Zeit wo Verstümmelungen in jedem 2. Horrorfilm zu sehen sind, kommt eine Neuauflage von Beutezeit auf den Markt. Mit dem ursprünglichen Inhalt, der in diversen Zeilen fehlte. Nur musste Ketchum sich nun an sein gutes Gedächtnis klammern um Beutezeit wieder zum Original zu führen. Im Nachwort erzählt Ketchum übrigens von diesem Problem.

Die komplette Geschichte ist in drei Tage unterteilt. Jedes Kapitel beginnt mit der fortlaufenden Uhrzeit. Ein Wechsel hier zu den Urlaubern, ein Wechsel da zu den Kannibalen und ab und zu ein Blick auf die Polizei. Die Geschichte, die zu Beginn noch relativ ruhig erzählt wird, beschleunigt immer mehr das Tempo. In der 2. Hälfte des Buches beginnt dann die Horrorfahrt. Die Spannung wird langsam aufgebaut. Man macht sich ein kleines Bild, mit was man es hier zu tun hat. Je weiter man vorran kommt, desto mehr muss man einfach erfahren. Wunderbar!

Die Hauptpersonen machen einen interessanten Eindruck. Polizist Peters, der seinen Job zwar liebt aber nicht die Erfüllung findet und rastlos wirkt. Marjie die schwache kleine Schwester, stößt an ihre Grenzen und entdeckt neue Seiten an sich. Nick, der Ex von Carla der sie jedoch noch immer liebt. Die Charaktere sind gerade soweit ausgebaut, dass man sich ein gutes Bild von jedem machen kann. Das reicht auch.

Was in diesem Buch besonders hervorsticht ist die Gewalt. Brutal und abstoßend. Kannibalen, wie sie ihr Essen zubereiten. Es wird geschlachtet, zubereitet und gegessen. Wem dieser Gedanke schon zu viel ist, sollte besser die Finger davon lassen. Ketchum ist erbarmungslos. Kein Detail wird ausgelassen. Jeden grauenhaften Moment teilt er mit uns. Jedoch, nachdem so viel Brutalität erwähnt wird, sinkt auch die Sensibilität dafür. Nach einigen Seiten Blut und Gedärme war ich weniger schockiert solche Passagen zu lesen.

Ein ganz besonderer Teil ist das Ende!  Gut UND Böse. Die Bedeutung verwischt. Man schüttel die Beiden eine Weile, dann wirft man mit einem gezielt Wurf das verwirrte Paar auf die letzten Seiten des Buches und ein beeindruckendes Ende ist geschrieben. Wer ist Täter? Wer ist Opfer?


Beutezeit hat mich nicht umgehauen wie Evil. Aber es ließ mich nachdenklich zurück. Deprimiert. Wird man ohne Zivilisation so ein krankes Hirn? Zu was entwickelt sich der Mensch, wenn er sich eigene Regeln aufstellt? Wie schnell kann aus einem guten Menschen ein schlechter werden? Dem Leben ist es egal was fair ist und was nicht..

" An einem Tag landest du einen Volltreffer an der Wall Street, und am nächsten Tag überfährt dich ein Bus. ... Ironie des Schicksals, Zufall, der plötzliche Absturz vom Rand der Welt, das unberechenbare Auf und Ab der Umstände. Das ist die Aussage die hinter allem steckt." ( Nachwort, Ketchum )

Ketchum hat hier nicht einfach nur ein Splatter Buch geschrieben. Nein, die Geschichte ist faszinierend und voller Spannung. Viele Wendungen überraschen einen und hinzu kommt das Ende, welches mich einen kurzen Moment aufhorchen ließ.



1 Kommentar :

  1. Gut geschrieben. Wenn man jetzt nicht gezielt nach einer ellenlangen Beschreibung eines bestimmten Buches sucht, sondern in einem übersichtlichen Text erfahren will wobei es in einem Buch geht, ob es das eigene Interesse weckt oder nicht .. ist das hier sehr informativ und ausführlich beschrieben.
    Übrigens will ich das Buch nun auch lesen, also leih es mir bei Gelegenheit mal aus :D

    Anita ♥

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